Ein hartes Rucken und immer noch rasant schnell entschleunigt die Air Canada-Boing 777 das, was sich fast elf Stunden wie gähnende Langeweile anfühlte. Ein Traum ist Wirklichkeit. Welcome in Canada! Seit Jahrzehnten locken uns scheinbar endlose Weite, unberührte Natur und Wildnis. Jetzt ist es soweit: In den nächsten vier Wochen werden wir all das endlich erwandern und erleben.

Vancouver International Airport begrüßt uns unter endlos blauem Himmel und Sonnenschein. Kurze Zeit später umarmt uns Brian so herzlich, als seien wir sehnsüchtig erwartete beste Freunde. Wir sind zu früh, unser Zimmer ist noch nicht fertig. Doch kein Problem: Ausgestattet mit ausführlichen Erklärungen und noch besseren Tipps fährt uns Brian nach Steveston, einem kleinen Fischerort im Südwesten von Richmond. In einer bühnenreifen Kulisse von liebevoll restaurierten, farbigen Holzhäusern starten wir unseren Rundgang. Gleich hinter den Häusern schlendern wir über hölzerne Stege und blicken auf das glitzernde Wasser im Hafenbecken. Fischerboote dümpeln in den Wellen, Möwen kreischen. Das muntere Treiben an Fisherman’s Warf umfängt uns, der Geruch von frisch gefangenem Fisch steigt in die Nase und vertreibt uns zurück auf den hölzernen Boardwalk und dann weiter am Hafen entlang.

Hier könnten wir nun die „Gulf of Georgia Cannery“ anschauen, ehemalige Fischkonservenfabrik und heutiges Fischereimuseum. 1894 erbaut, war dies Anfang des 20. Jahrhunderts die größte Konservenfabrik in British Columbia. Rund 2,5 Millionen Tonnen Lachs fanden damals hier ihren Weg in die Dose, im 2. Weltkrieg wurden Heringe verarbeitet. 1979 wurde die Fabrik stillgelegt, 1994 wurde sie zum Museum. Obwohl Brian uns den Besuch der Fabrik empfohlen hatte, mögen wir uns nach dem langen Flug doch lieber die frische Meerebrise um die Nasen wehen lassen und laufen weiter in den „Garry Point Park“. Eine riesige Fischernetznadel ragt unweit des Wassers in den Himmel — das Steveston Fisherman Memorial zum Gedenken an Leben und Tod von Fischern.

Schließlich erreichen wir den Strand. Unzählige Baumstämme türmen sich hier, gemächlich plätschern die Wellen des Pazifik. Wir lassen uns in den Sand fallen, blinzeln in die Sonne und stellen fest: Steveston gefällt uns und ist unser Geheimtipp für einen entspannten Auftakt in Kanada.